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Projektwoche

gegen Antisemitismus

„Ihr habt eine Verantwortung,“, so wandte sich die 89-jährige Holocaust Überlebende Eva Weyl eindringlich an die knapp 250 Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums Straelen, „die Geschichte und Erinnerung als Zweitzeugen an diese Vergangenheit lebendig zu erhalten. Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.“ Ehrfurchtsvoll lauschten die Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 9 bis 12 dem Vortrag der gebürtigen Arnhemerin jüdischen Glaubens, die nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht Ende Januar 1942 nach Westerbork in ein KZ-Durchgangslager für Jüdinnen und Juden deportiert worden war. Sie zählt zu den nur 5 Prozent der Menschen, die dies überlebten. Eva Weyl besuchte das Gymnasium im Zuge der Projektwoche „Zusammen gegen den Antisemitismus“. Eigentlich hatte sie ihre Vortragsreihe in Deutschland bereits beendet, aber, so sagte sie: „Der Grund, warum ich mich noch auf den Weg zu euch gemacht habe, ist, dass ihr euch eine ganze Woche lang mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzt. Diese Schule verdient es, dass ich noch hierherkomme.“
Zum Auftakt der Projektwoche haben sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 in diversen Workshops mit bedeutenden Themen auseinandergesetzt. Dazu zählten z.B. die Entwicklung des Antisemitismus, die Judenverfolgung und -vernichtung, das Verlegen von Stolpersteinen, der Nationalsozialismus in Straelen sowie Zivilcourage und das Engagement gegen Rassismus.
Vorbereitet wurden diese von der Jahrgangsstufe 12. In der Wochenmitte stand ein Besuch der Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus sowie die Besichtigung des Hochbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg in Oberhausen an. Der Besuch von Frau Weyl als Zeitzeugin bildete fraglos einen der Höhepunkte dieser Woche. Im Anschluss an ihren Vortrag hatten die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler noch die Möglichkeit, ihre vorbereiteten Fragen zu stellen, aber auch aus dem Vortrag ergaben sich solche. So wollte etwa ein Schüler wissen, wie die zu Beginn des Vortrags getätigte Aussage Weyls zu verstehen sei, dass sich Geschichte wiederhole. Diese antwortete vielsagend: „Geschichte wiederholt sich in der Diskriminierung. Ihr fragt mich, was ihr tun könnt? (...) Denkt nach, bevor ihr handelt. Denkt menschlich, redet miteinander und habt den Willen, friedlich und freundschaftlich miteinander leben zu wollen.“
Eva Weyl berichtete weiter über das Leben im Lager und auch davon, dass mehr als neunzig Eisenbahntransporte mit Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma von Westerbork aus nach Theresienstadt, Bergen-Belsen, Auschwitz-Birkenau und Sobibor gingen. Sie stand auch mit ihrer Familie auf der Deportationsliste, entging aber mit Glück der Vernichtung.
Ob es Widerstand im Lager gegeben habe, wollte ein Schüler wissen. „Kaum. Streit ja, aber keinen Widerstand“, antwortete Weyl. Umso wichtiger sei es, darüber zu sprechen und eine Position gegen Antisemitismus und generell gegen Rassismus einzunehmen.
Dem Oberstufenschüler Valentin war es nach dem Vortrag ein besonderes Anliegen auf Niederländisch mit der Vortragenden ins Gespräch zu kommen. Er erzählte von seiner eigenen Großtante, die dasselbe Schicksal wie Frau Weyl erlitten hatte: Auch sie wurde nach Westerbork deportiert, später sogar nach Bergen-Belsen und überlebte. Heute lebt sie genau wie Eva Weyl in Amsterdam. Das Besondere, so gibt Valentin wieder, sei, dass er über historisches Videomaterial zum damaligen Konzentrationslager Westerbork in niederländischer Sprache verfüge, welches sich im Besitz seiner Familie befindet.  Dieses belegte er in Eigenarbeit mit deutschen Untertiteln und stellte es der Schule als Lehrmaterial zur Verfügung
Am Ende der Woche wurde dann evaluiert, was besonders gelungen war. Gut gefallen, so liest man auf vielen Reflexionsbögen, habe den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten auch das Spiel „Augen auf“ der Bayrischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, das zur Aufklärung über Strategien von rechtsextremistischen Gruppierungen in den sozialen Medien dient. Und „Es sei wichtig, gegen Antisemitismus, Rassismus aktiv vorzugehen, denn Bildung, Aufklärung und Sensibilisierung seien für die Zukunft entscheidend“, schreibt der Neuntklässler Filip.