Alles wie im Märchen?! – „Fairytales“ brauchen keine rettenden Prinzen!
Wir alle kennen sie, die klassischen Märchen, in denen eine junge Frau, gerne auch eine Prinzessin, durch äußere Umstände in eine gefährliche oder ausweglose Situation gerät. Und genauso klassisch kommt gegen Ende ein schmucker Prinz, bevorzugt auf einem weißen Pferd, dahergeritten, rettet die junge Dame und das Königreich gleich mit und „wenn sie nicht gestorben sind…“
Doch wir leben im 21. Jahrhundert, und 28 Schülerinnen der Stufe 10 haben sich nicht zwei Jahre lang umsonst mit Themen wie Gleichberechtigung, Gender, Feminismus etc. auseinandergesetzt. Zum Abschluss des Wahlpflichtkurses „Deutsch-Kunst-Politik“ (kurz: DKP) sollte ihr finales Theaterstück zwar märchenhaft und verzaubernd werden, mit alten Rollenklischees und hilflosen, zu rettenden Prinzessinnen jedoch nichts zu tun haben. Also: Ran an die I-Pads und munter drauf losgeschrieben!
In vier Gruppen wurden die Geschichten von Belle, Cinderella, Anna und Elsa sowie Dornröschen so lange bearbeitet, bis am Ende starke Charaktere mit ebenso starken Botschaften entstanden. Nicht ganz ohne Prinzen, aber: Selbst ist die Frau, niemand musste gerettet werden- und über Heiratsanträge nach dem ersten Treffen konnten unsere Heldinnen nur lachen.
Das Konzept, zugegebenermaßen nicht ganz neu, klingt einfach: Eine Großmutter liest ihrer Enkelin Märchen vor, diese hat jedoch ihre eigenen Ideen, so dass auf der Bühne neue Szenen des altbekannten Stoffs entstehen und die Märchen so nach ihrem Willen verändert werden.
Doch 28 Schülerinnen (dazu noch zwei fordernde Lehrkräfte!) mit unterschiedlichen Ideen und Talenten, nur wenige Wochen Probenzeit und immer wieder neue Einfälle verlangten harte Arbeit von allen Beteiligten. Doch gerade davon lebten dieses Stück und die Zusammenarbeit, denn jedes Individuum hat hier sein Herzblut hineingesteckt – da kommt es auch schonmal zu Reibereien.
Aber am Ende zählte nur das gemeinsame Ergebnis, und das war ein märchenhaft-moderner Theaterabend mit wichtigen Botschaften an alle: Innere Schönheit, Unabhängigkeit, Akzeptanz und Stärke sind die Werte, die zählen! Untermauert mit Liveklaviermusik, -gesang, -tanz und der Unterstützung der stufeneigenen Mitglieder der Big Band entstanden auf der Bühne vier Märchenwelten, die zu viel Applaus, Gelächter und auch einigen Tränen führten.
Ein Teil des Erlöses des Abends wurde im Anschluss folgerichtig an einen Verein zur Unterstützung von Frauen im Kreis Kleve gespendet. Denn Solidarität, Mitgefühl und Nächstenliebe sind ebenso wichtige Werte.