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Philosophie | Praktische Philosophie

Philosophie Fachschaft

Aufgaben und Ziele des Fachs

Der Unterricht im Fach Praktische Philosophie richtet sich zunächst an die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe (Jahrgangsstufe 9-10), die aus unterschiedlichen Gründen nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Es ist jedoch geplant, das Fach zukünftig auf die unteren Jahrgangsstufen auszuweiten. Praktische Philosophie trägt dazu bei, die persönliche, soziale und politische Bildung zu fördern und bietet einen Raum für existentielle Fragen.

Unsere Gesellschaft ist gekennzeichnet durch eine Pluralisierung der Lebensformen, der sozialen Beziehungen und Wertvorstellungen sowie durch das Zusammenleben von Menschen verschiedener Ethnien und Kulturen mit unterschiedlichen religiösen Vorstellungen und Weltanschauungen. Konfrontation mit dem Anderen und Fremden kann das Vertraute irritieren, Selbstverständliches wird herausgefordert.  Das Fach Praktische Philosophie möchte solche Irritationen produktiv werden lassen, indem sie sie als Erweiterung eines Welt- und Selbstbezugs erfahrbar werden lasst.

Das Fach Praktische Philosophie ist deshalb auf eine kritische Behandlung von Sinn- und Wertefragen gerichtet, nimmt deren Prämissen, Zusammenhänge und Konsequenzen in den Blick. Während dies im Religionsunterricht auf der Grundlage eines bestimmten Bekenntnisses geschieht, übernimmt Praktische Philosophie diese Aufgabe auf der Grundlage argumentativ-diskursiver Reflexionen im Sinne einer sittlich-moralischen Orientierung, ohne exklusive Bindung an eine bestimmte Religion oder Weltanschauung. Bezugspunkt für die Ausrichtung des Faches ist die Werteordnung, wie sie in der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und in den Menschenrechten verankert ist.

Der Unterricht bietet, ausgehend von den Erfahrungen unserer Schülerinnen und Schüler, Sachinformationen, Instrumente und Verfahren an, Erfahrungen und Handlungen zu überprüfen, zu beurteilen und möglicherweise zu ändern. Dabei stehen das begründende Argument und das begründete Argumentieren im Mittelpunkt. Es gilt der zwanglose Zwang des besseren Arguments. Autonomes Urteilsvermögen beinhaltet aber nicht nur eine Einübung ins rationale Denken, es erfährt auch im Prozess einer emotionalen Reife an Überzeugungskraft.  Praktische Philosophie sieht sich deshalb in der Verantwortung auch Gefühlen eine Bedeutung beizumessen. Sich eigene und fremde Gefühlswelten bewusst zu machen und dieses Bewusstsein im Rahmen einer sozial kompetenten wie individuell erfüllenden Persönlichkeitsentwicklung zu stärken, wird im Zusammenhang eines für den Menschen existentiellen Wunsches nach dem gelingenden Leben gesehen.

Das Fach Philosophie macht es sich in der Oberstufe (Jahrgangsstufe 11-13) zur Aufgabe, das eigene Dasein an sich sowie auch als eine in komplexe Wirklichkeitsstrukturen eingelassene Existenz zu verstehen. Dabei gilt es, das Verstehen prozessual im Rahmen offener multiperspektivischer Annährungsversuche zu denken, die als Beitrag zur Horizonterweiterung mit vielschichtigen Orientierungsangeboten gesehen werden können. Sie sind immer auch kritisch in ihrer je perspektivischen Bedingtheit zu hinterfragen, Substanz wie Defizite zu ermitteln, mithin herauszukristallisieren, was durch Fokussierungen gleichermaßen erhellt wie ausgeblendet wird. Somit fördert Philosophie eine Ambiguitätstoleranz, die Grenzen und Möglichkeiten auch der eigenen Position bewusst macht, indem sie anregt, den je relativen Aspekt mitzudenken und eigene Meinungen durch Herausforderungen vom und Erprobung am nicht Integrierten auszudifferenzieren. Philosophie soll die Entwicklung zu einem autonomen Urteil fördern, das gleichermaßen durch Vernunft und Empathie gekennzeichnet ist. Hierzu bedarf es vielfältiger Kompetenzen, die insbesondere Rationalität und Abstraktionsfähigkeit, Problembewusstsein und Diskursfähigkeit sowie emotionale Reife und Sensibilität betreffen.

Das Verstehen des eigenen Daseins in all seinen Wirklichkeitsbezügen stellt Philosophie in die Nähe vieler anderer Wissenschaften. Der Mensch ist ein biologisches, ein subjektiv erlebendes, gesellschaftlich-soziales, ein politisches Wesen. Verschiedene Natur- und Gesellschaftswissenschaften haben ihn als solchen thematisiert. Der Philosophieunterricht eröffnet hier die Möglichkeit, fachspezifische Kenntnisse im interdisziplinären Zusammenhang zu reflektieren und den Erkenntnisgewinn einer sich ergänzenden Kooperation zu verdeutlichen, indem sie fachspezifische Denkstrukturen analysiert und vom Standpunkt der Metaebene aus kritisch beleuchtet.

Aufgrund ihres spezifischen Frage- und Denkhorizontes überschreitet die Philosophie Grenzen einzelner schulischer Aufgabenfelder und steht zugleich in einer inhaltlichen und methodischen Beziehung zu ihnen. Damit bringt sie Aspekte des sprachlich-literarisch-künstlerischen und des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeldes, wie auch die Religionslehre in ihrem je spezifischen Weltzugang zur Sprache und ermöglicht einen erweiternden ganzheitlicheren Blick auf einzelne Themen und Probleme.

Die philosophische Problemreflexion kann angeregt werden durch eigene in lebensweltlichem Zusammenhang entstehende grundsätzliche Überlegungen oder durch diskursive, d. h. traditionell philosophische oder andere Sachtexte; sie kann auch ansetzen an präsentativen Materialien wie literarischen Texten, Bildern, Filmen und anderen Kunstwerken, die einen impliziten philosophischen Gehalt aufweisen.

Zu einer philosophischen Problemreflexion gehören die Erfassung des jeweiligen Problems in seinem Kontext sowie dessen methodisch geleitete Bearbeitung durch die verstehende und beurteilende Auseinandersetzung mit philosophischen Positionen der Vergangenheit und Gegenwart, die für den Reflexionsrahmen relevant sind. Dabei intendiert sie die Problemverortung, d. h. die Darlegung eines auf den Problemkontext bezogenen eigenen Standpunktes. So gewinnen unsere Schülerinnen und Schüler Orientierung im Denken als Voraussetzung verantwortlichen Handelns, das angesichts der Herausforderungen einer zunehmend komplex und plural verfassten Lebenswirklichkeit  mehr denn je  existentielle Bedeutung hat.

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